06.11.2012 - steineggerpix.com

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Impressions of our Holiday Expedtion Cruise with MS Bremen / Hapag-Lloyd to Antarctica 2012

October 27th - December 5th, 2012: Lugano - Tenerife - Montevideo - Falkland Islands - South Georgia - South Shetlands -
Peninsula Antarctica - Drake Passage - Kape Hoorn - Ushuaia - Buenos Aires - Iguacu Waterfalls - Lugano

written by vreni steinegger / pictures shot by rémy steinegger for fun ...

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Dienstag, 6. November 2012 – Auf See, Kurs Montevideo / Uruguay

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Wer je den Film „Und täglich grüsst das Murmeltier“ gesehen hat, weiss wie ich mich fühle, wenn ich allmorgendlich das Lidodeck für’s Frühstück betrete. Obwohl offene Sitzordnung, ist jeder Tisch bereits von Anbeginn der Reise an vergeben. Also sehe ich die immer gleichen Passagiere an den immer gleichen Tischen und alle essen auch immer das gleiche. Mich und wer von Tisch 37 sich dazugesellt inbegriffen. Man schwatzt dann ein bisschen nach rechts und nach links, nach hinten und vorne und geniesst diese Routine ungemein. Ab und zu verirren sich Indoor-Esser nach draussen, werden aber sofort darauf hingewiesen, dass dieser oder jener Tisch besetzt ist, obwohl da noch gar keiner sitzt.
Aus dieser Lethargie werden wir täglich so zwischen 9.30 Uhr – 10.00 Uhr herausgerissen. His Masters Voice scheppert aus den Lautsprechern. Unser Kapitän Mark Behrend spricht zum Volk. Und überall wo Lautsprecher sind, versammeln sich die Menschen und hören andächtig der Stimme von der Brücke zu. Da gibt er dann durch, auf welcher Breite und Höhe wir uns gerade befinden, wie viele Seemeilen wir seit gestern gleiche Zeit zurückgelegt haben und in totale seit Teneriffa. Und noch vieles mehr. Und wir glauben ihm das alles. Es gibt allerdings Passagiere, die schreiben sich das täglich gewissenhaft auf. Keine Ahnung warum.
Uns fällt natürlich sofort auf, dass unser Kellner von gestern heute diese Heilige Ansprache machen darf. So schnell macht man auf der MS Bremen Karriere!
Ja, unser Kapitän. Rémy und ich waren ja bereits im Jahr 2009 in der Arktis mit ihm unterwegs. Und waren schon dort sehr beeindruckt, wie er das Schiff und die Besatzung führt. Es herrschte damals und herrscht auch jetzt ein absolut friedlicher, kollegialer Umgangston mit der gesamten Crew, aber alle wissen sehr genau, wer der Chef ist. Und Mark weiss sehr genau, auch ein Kapitän ist nicht viel wert, wenn die Besatzung meutert. Alle brauchen einander. Für uns Passagiere ist  Kapitän Behrend sowieso ein Gewinn. Offen, total freundlich und herzlich. Oft setzt er sich zum Frühstück oder Mittagessen einfach an irgendeinen Tisch wo gerade Platz  ist, kommt aber gar nicht zum Essen weil wir alle ja viele Fragen haben. Wahrscheinlich hat er alles schon tausendmal erzählt, aber es kommt immer so rüber, als erzähle er das zum ersten Mal und nur dir. Auch sein Humor ist umwerfend. Mal ironisch, mal bissig, mal herzlich aber immer der Situation und den Gästen angepasst. Tisch 37 hat er scheinbar als hart im Nehmen eingestuft. Jedenfalls kriegen wir täglich unser Fett ab. Wir geben aber immer wacker zurück. Und diesen Kapitän darf man sogar ab und zu mal knutschen, im ehrenwerten Sinn natürlich. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass man auf diesem Schiff alle, die nicht gleich über Bord springen wenn sie dich sehen, knutschen darf. Berührungsängste existieren da beiderseitig überhaupt nicht. So man denn will.
Und wieder scheitere ich heute an der Aufgabe „Abeguel suchen“. Abeguel ist unsere Zimmerfee. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Abeguel noch nie gesehen habe. Obwohl wir schon 10 Tage an Bord sind. Aber es muss sie geben, denn zweimal täglich herrscht wieder Ordnung in unserem Chaos und piccobello sauber ist die Kabine auch immer. Und sie kümmert sich um unsere bisher sehr gelangweilte Viererbande. So möchte ich mich ihr gegenüber doch endlich einmal mit etwas Trinkgeld erkenntlich zeigen. Obwohl im Gegensatz zu anderen Schiffen auf der Bremen kein Trinkgeldzwang herrscht. Aber natürlich haben die Crewmitglieder absolut nichts gegen solche Zuwendungen. Das habe ich schon beim Service ausgetestet.
Da Abeguel auch heute unsichtbar ist, schreibe ich ihr einen Zettel und überlasse es der Viererbande, das Geld zu überreichen.

Kommentare an die Autorin sind willkommen!


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