22.11.2012 - steineggerpix.com

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Impressions of our Holiday Expedtion Cruise with MS Bremen / Hapag-Lloyd to Antarctica 2012

October 27th - December 5th, 2012: Lugano - Tenerife - Montevideo - Falkland Islands - South Georgia - South Shetlands -
Peninsula Antarctica - Drake Passage - Kape Hoorn - Ushuaia - Buenos Aires - Iguacu Waterfalls - Lugano

written by vreni steinegger / pictures shot by rémy steinegger for fun ...

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Donnerstag, 22. November – Auf See - Kurs Elephant Island
Südliche Shetlandinseln / Britisches Überseegebiet

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Wie vom Kapitän versprochen, hat die Wellenhöhe weiter zugenommen. Momentan ist die Wellenhöhe 6 Meter und die Windgeschwindigkeit hat auf 10 Beaufort zugelegt. Die Ordnung in unserer Kabine ist nun vorbildlich, nachdem während der Nacht alles was irgendwo gestanden hat, in einem Rutsch und mit einem Höllenlärm zu Boden gefallen ist.  Schlaftrunken verstauen wir die Sachen in den Schubladen und Schränken. Einzig einige Wasserflaschen rollen noch unter dem Bett herum. Auch im Bad hat es alles abgeräumt. Die Schranktüren kann man zusätzlich noch sichern, was wir auch tun, damit das ganze Chaos nicht wieder herausfällt. Beim Wiedereinschlafen höre ich unserem Bremchen zu, wie es sich stampfend und ächzend vorwärtskämpft. Kommt wieder einmal eine Dünung zusätzlich zum Stampfen rumpelt es ordentlich und das ganze Schiff erzittert. Trotz allem, ich fühle mich geborgen und schlafe wunderbar.
Heute wird das Frühstücksbüffet sowie das Mittagessen nur im Speisesaal serviert. Im Bremen-Club, ein Deck höher, würde sowieso alles nur wieder herunterfallen. Die Stühle im Speisesaal werden mit Ketten am Boden festgebunden und die Tischtücher auf den Tischen sind feucht, damit das Geschirr und die Gläser nicht vom Tisch fallen. Die Aussendecks sind gesperrt, mit Ausnahme des Lidodecks. Irgendwo müssen wir Raucher ja auch noch hin, da die heutigen Vorträge alle im Club stattfinden. Und während den Essenszeiten und Veranstaltungen darf im Club nicht geraucht werden. Aber das Lidodeck ist ungemütlich, da alle Tische und Stühle zusammengeräumt und festgezurrt sind.
Fast kein Passagier ist seekrank, jedenfalls sind bei den Essenszeiten wenig leere Stühle festzustellen. Was dem Kapitän sehr Eindruck macht. Birgitt leidet etwas, ist aber noch tapfer unterwegs. Ja, das unterwegs sein. Ich staune immer wieder, wie leichtsinnig sich gewisse Passagiere fortbewegen. Man muss nur der Crew zuschauen wie die das machen. Perfekt und das mit vollen Serviertabletts. Mit der Welle gehen und immer eine Hand für’s Schiff. Und vor allem, Hände weg von Türrahmen!
Mit Andrea schaue ich wieder einmal die Fotowand an. Wir haben nämlich eine Bordfotografin. Julia. Eine total sympathische Frau und eine hervorragende Fotografin mit einem guten Auge für’s Detail. Sie fotografiert alle Anlässe an Bord und bei den Landgängen ist sie immer dabei. Daneben muss sie die Fotos ja noch ausdrucken, immer die Fotowand aktuell halten und die Bestellungen verarbeiten. Und für die tausend Foto-Probleme der Gäste ist sie auch noch zuständig. Dieses ganze Pensum macht sie gutgelaunt und fröhlich. Ich habe ihr viele Fotos abgekauft, da es für mich immer sensationell ist, wenn ich mal zusammen mit Rémy auf einem Foto bin.
Den Vortrag am Nachmittag „Walfang – vom Überdruss zur Ausrottung" will ich mir nicht antun, so lese ich mich mal weiter in das Thema Antarktis ein. Gemütlich im Bett. Da ist es am sichersten. Und zwischendurch schlafen kann man auch.
Die Antarktis, zwischen dem 60. und 90. Grad südlicher Breite, untersteht dem Antarktisvertrag. Dieser ist eine internationale Übereinkunft, die festlegt, dass dieses Gebiet ausschliesslich friedlicher Nutzung und Forschung vorbehalten bleibt. Dieser Vertrag wurde am 1. Dezember 1959 von 12 Staaten unterschrieben, wobei nicht alle diese Staaten territoriale Ansprüche erheben und trat 1961 in Kraft. Diese 12 sind sogenannte Konsultativstaaten. Weitere 33 Staaten haben seither ebenfalls diesen Vertrag unterschrieben. Sogar die Schweiz, keine Ahnung warum. Untersagt sind militärische Übungen und Operationen sowie der Abbau von Bodenschätzen. Auch wenn der Antarktisvertrag Gebietsansprüche untersagt, es gibt sie doch. Nur wurden sie mit Eintreten dieses Vertrages sozusagen eingefroren. Gebietsansprüche haben Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Grossbritannien, Neuseeland und Norwegen erhoben. Brasilien hat ein Gebiet als „Interessenszone" deklariert, ohne jedoch formelle Gebietsansprüche daraus abzuleiten. Nun aber genug Theorie. Es gäbe noch viel zu erzählen. Wer aber mehr über dieses Thema wissen will wende sich an Wikipedia, wie ich es getan habe.


Kommentare an die Autorin sind willkommen!


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13. REPLIK:

by Manfred Reich, Freund aus Berlin, aufmerksamer Beobachter, selber seit kurzem bekennender Kreuzfahrer und bekannt als einer, der den Tatsachen fadengerade ins Auge sieht!

Tüten


Der Kapitän steht achtern an der Reling und betrachtet sorgenvoll den Horizont. Die Gründelmayer 1 kommt und stellt sich daneben.

G1:  Heimweh?

K:   (lacht) Nein, wir kommen in schlechtes Wetter.

G1:  Ich habe mich schon gewundert. Überall sind Spucktüten verteilt.

K:  Das ist auch ein Problem für mich. Volle Tüten müssen der Reederei gemeldet werden.

G1:  Wie will denn die Reederei….

K:  1. Sind wir ehrlich und 2. hat jede Tüte einen Chip.

G1:  zunächst sprachlos     (seltenes Ereignis Anm. d. Verf.)     Das müssen Sie mir genauer erklären.

K und G1 setzen sich an einen Tisch, der Barkeeper kommt

G1:  2 Gründelvelder, bitte.

Bk:  Karäffchen oder Karaffen?

G1:  (in Gedanken) Ja

Bk:  Bleibt ratlos stehen

K:  Worauf warten Sie?

K:  Früher waren die Tüten nummeriert und das Ablesen war nicht immer einfach für den Tütenstewart, ich will aber hier nicht weiter ins Detail gehen. Jetzt haben alle Tüten einen Chip und werden automatisch über einen Scanner am Müllschlucker registriert.

G1: Und wozu das Ganze?

K:  Die Anzahl voller Tüten wird in die Berechnung des Kurses einbezogen, wenn wir wegen eines Sturms einen Umweg fahren müssen.

G1:  Sie wissen doch, wo das Unwetter ist, fahren drum rum und fertig ist Laube.

K:  Das machen wir nur wenn es wirklich gefährlich wird. Sonst gibt es mehrere  Einflussgrößen. Je größer der Umweg desto mehr Sprit brauchen wir. Machen wir den Umweg kürzer, fahren mehr durch den Sturm haben wir mehr volle Tüten, in diesem Fall aber auch weniger Verbrauch bei den Lebensmitteln, allerdings geht auch der Umsatz an der Bar  zurück. Das alles fließt in die Berechnung des optimalen Umwegkurses ein. Das wiederum geht nur, wenn wir die Anzahl voller Tüten antizipieren und dazu brauchen wir den individuellen Tütenkoeffizienten.

G1:  Endgültig sprachlos     (erstmalig beobachtet Anm. d. Verf.)

K:  Die Menschen sind unterschiedlich. Den einen können sie mit dem Kopf nach unten in die Achterbahn setzen und der jauchzt vor Vergnügen, ein anderer braucht nur von unten zuzusehen und schon können sie 3 Tüten ausbuchen. Deswegen wird jedem Passagier von unserem Service ein individueller Koeffizient zwischen 0 und 1 zugeordnet. 0 bei hoher Wahrscheinlichkeit für  leere Tüte und  1 bei hoher Wahrscheinlichkeit für volle Tüte.

G1: Und was macht die Reederei mit den Daten?

K:  Die Anzahl voller Tüten ist auch ein Indikator für das Wohlbefinden der Passagiere, deswegen wird die Schiffsführung mit der niedrigsten Tütenquote einmal jährlich ausgezeichnet.

G1: Die kriegt die goldene Kotztüte?

K:  Nein, die erhält eine Prämie, oder eben keine.

Der Barkeeper kommt.

Bk:  Darf es noch eine Flasche Gründelvelder sein?

G1:  Unbedingt.

G1:  Wie ist denn mein Koeffizient?

K:  Welchen wollen Sie denn wissen?

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