45 - Auf Kurs Heimat

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45 - Auf Kurs Heimat

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Published by Vreni in RSSC Grand Voyage 2015-2016 · 16 January 2016
Nassau/Bahamas. Unser letzter Tag an Bord und von vielen freudig erwartet, da es wunderschön sein soll. Als ich am Morgen aufstand und den Vorhang und die Balkontüre öffnete, machte ich rasend schnell alles wieder rückgängig. Denn gegenüber stand ein Hochhaus und da waren viele, viele Menschen auf ihren Balkonen und bewunderten mich. Es war aber nur ein Riesenschiff von Disney, das auf der anderen Pierseite geparkt hatte. Da mir die genaue Wetterlage wegen Mickey Mouse, so taufte ich das Schiff, nicht ganz klar war, denn ich sah keinen Horizont, ab auf’s Pooldeck. Na ja, es war einfach trostlos. Es regnete, es war grau bis dunkelgrau. Hoffnungsvoll dachten wir, das wird schon. Ist ja Karibik, da regnet es nur kurz. Falsch gedacht. Wir strichen dann unseren Katamaran- und Schnorchelausflug. Aber nachdem Mickey Mouse volles Action Programm für tausend Kinder mit Totalbeschallung für alle, also auch für uns gestartet hatte, flohen auch wir und machten einen kleinen Rundgang im Hafengelände. Tausend Shops und nichts was du brauchen oder dir leisten kannst. Also wieder zurück. Packen war ja auch noch angesagt. Wir hatten es einfach. Die Wäsche war gewaschen und gebügelt. So passte alles wieder in die Koffer, obwohl Rémy wieder viel, viel Shampoo, Body Lotion, Seifen und Nähzeug abgestaubt hatte. Wie wir aber während der Reise festgestellt haben, machen das alle so.
Und dann fingen die Verabschiedungen an. Ein wirklich sehr trauriger Moment. So viele nette, humorvolle Menschen, so viele tiefgründige und weniger tiefgründige Gespräche. Und ausser einem Schweizer Paar aus Zürich waren keine weiteren Kotzbrocken dabei. Natürlich machten wir auch noch „The Golden Shakehand“ bei der Crew. Dies obwohl wir keine Trinkgelder geben müssen. All inclusive.  Aber sie haben es sich mehr als redlich verdient. Die Crew hat uns total gepampert und es gab nie irgendetwas was nicht ging. Und die Freundlichkeit aller, ohne jegliche Schleimerei aber mit viel Humor hat uns wieder tief beeindruckt. Wenn man bedenkt, dass die meisten Crewmitglieder acht Monate bei einer Siebentage-Woche durcharbeiten.
Ankunft Miami. Unsere Ausschiffung, wir waren Gruppe 2 Blau, verzögerte sich. Blau 2 weil wir Big Bus Tour gebucht hatten, und nicht weil wir währen der Reise extrem zu viel getrunken haben. Irgendwie klappte der Exodus des Gepäcks nicht. Röntgenanlage kaputt oder was weiss ich. Da standen wir in der Ankunftshalle und plötzlich waren wir eine Zweiklassengesellschaft. US oder no US. Rémy und ich waren no US, weil, wir sind ja schliesslich keine Amerikaner. So standen wir in der Kolonne und warteten. Und das dauerte. Endlich sahen wir Land in Sicht, wir wären die nächsten gewesen, als der Schalterbeamte beschloss, er müsse jetzt Pause machen. Ein neuer Einwanderungs-Beamter kam. Allerdings wollte er sich nicht in’s Kabäuschen seines Vorgängers setzen, er wollte eins dahinter. Also, Computer aufstarten, Fingerabdruckmaschine überprüfen, Kamera schütteln und viel Farbe ins Stempelkissen giessen. Und gemütlich den Tag angehen. Aber nach etwa 10 Minuten wurden Rémy und ich gnädig herbei gewinkt. Hinter uns war die Kolonne schon mächtig am Dampfen. Dann Pass überreichen. „Good Morning, how are you“? „Good Morning Sir, fine“! „Woher kommen Sie“? „Aus Cape Town, Südafrika“ „Mit welcher Fluggesellschaft sind Sie gekommen und was haben Sie für eine Flugnummer“? Hä? „Meister, wir befinden uns hier im Cruise-Terminal im Hafen von Miami und geschätzte zwanzig Meter in diese Richtung steht ein grosses Schiff. Und mit dem sind wir und alle, die Sie in dieser Halle sehen, gekommen“. Und es passiert ganz, ganz selten, dass ein so grosses Schiff auf dem Flugplatz landet und eine Flugnummer bekommt. Den letzten Satz konnte ich mir allerdings gerade noch so verkneifen. Ich will nicht nach Guantanamo. Ratlos blickte er uns an und wir blickten ratlos zurück. Und dann überfiel ihn ein Geistesblitz. „Dokumente!“ Wir deuteten stumm auf unsere Pässe, die er in der Hand hielt. „Nein! Die Immigration-Formulare“. „Äh, Ihr Kollege aus San Juan hat Ihnen eine Karte geschrieben, dass wir die Immigration schon gemacht haben und die Karte liegt im Pass den Sie in Ihrer Hand halten“. „San Juan“? „Ja, San Juan! Puerto Rico! Ist eine Insel weiter südlich und ist amerikanisches Territorium. Und dort hatten wir die Face to Face Immigration. Und dort sind wir in die USA eingewandert und haben schon alle Formulare, ESTA inklusive Visum und dem ganzen Scheiss abgeliefert“. Das mit dem Scheiss sagten wir aber lautlos. Dann war es um ihn geschehen. Er hatte keine Ahnung, dass Puerto Rico zu Amerika gehört und dass er da Kollegen hat. Stramm marschierte er aus seinem Häuschen zu einem Kollegen next Häuschen, zeigte dem unsere Pässe und die nette, übrigens sehr offizielle Karte. Es war ja ein dicker Stempel drauf. Sein unbekannter Kollegen aus San Juan hatte uns ja soweit für unbedenklich eingestuft. Der Miami-Kollege, selber überfordert mit der Situation, nickte nur noch kraftlos. Und dann ging‘s rucki-zucki. Alle Fingerabdrücke, Daumen separat, Foto, Stempel und have a nice day.  Und endlich durften wir geheiligtes amerikanisches Festland betreten. Es war wieder einmal so ein Moment, wo ich mich einfach nur still betrinken wollte.
Unsere Big Bus Tour verkam dann wegen Zeitmangel zu einer kleinen Hafenrundfahrt. Jedenfalls, als wir in den Flughafenbus umstiegen sahen wir unsere Mariner immer noch. Wir schickten ihr stille Grüsse und ein grosses Dankeschön, dass sie uns tapfer und so schnell sie konnte über diese weite Strecke gebracht hat.
Das Prozedere Miami Airport verlief fast ohne jegliche Komplikationen. Die Koffer wogen exakt je 23 Kilo und auch das Problem wo Lugano ist, konnte gelöst werden. Wir wollten unser Gepäck nämlich dahin. Weil wir ja auch dahin wollen. In der Kolonne vor dem Security Check wurde ich übrigens von einem Sicherheitsbeamten speziell gelobt. Denn unter dem Arm hatte ich den Laptop, in einer Hand die Flüssigkeiten für Körperhygiene, abgepackt in den gewünschten Portionen und maximal ein Liter. In der anderen Hand Pass und Bordausweis zuzüglich zog diese Hand noch mein Handgepäck. Und wenn ich noch Kapazitäten frei gehabt hätte, wären auch schon meine Füsse von meinen Schuhen befreit gewesen und ich hätte ebenfalls meine Jacke und Pullover schon ausgezogen. Leider habe ich bei all dem meinen Labello-Pomadenstift in meiner Jeans vergessen. Der sorgte dann beim Ganzkörper-Scan für etwas Aufregung.
Der Flug mit Airberlin nach Düsseldorf war dann für den Preis soweit o.k. Nur haben die bei der Buchung vergessen zu sagen, dass man für diesen Flug maximal 1 Meter 13 gross sein darf. Ich warf mir nach Besichtigung des Essens und einem Glas Wein umgehend eine Schlaftablette ein und erwachte kurz vor Düsseldorf. Düsseldorf-Zürich und Zürich-Lugano waren schnell gemacht und Freund Gianni brachte uns sicher nach Hause.
Und nun ist meine Geschichte zu Ende.


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